Besiedelung je nach Körperregion
So wie das Mikrobiom von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist, ist es auch je nach Körperregion anders zusammengesetzt. Dabei spielen Feuchtigkeit, pH-Wert, der Lipidgehalt – also das Vorkommen von Fetten oder fettähnlichen Substanzen – sowie die Temperatur entscheidende Rollen9. So herrscht zum Beispiel unter den Achseln ein anderes Mikroklima als an den Unterarmen – und somit variiert dort auch die Zusammensetzung des Hautmikrobioms.
- In Hautbereichen, die besonders viele Talgdrüsen aufweisen – so etwa im Gesicht, im oberen Bereich des Rückens oder im Dekolleté –, siedeln sich bevorzugt fettliebende Bakterien wie Propionibakterien und Staphylokokken an.3 Talghaltige Bereiche sind weniger divers besiedelt.9
- In bedeckten und somit warm-feuchten Regionen, wie etwa den Achselhöhen, zwischen den Zehen oder in der Leistengegend finden sich vor allem Bakterien, die eben diese Umgebung bevorzugen, wie zum Beispiel Corynebakterien und Staphylokokken – diese sind nämlich nicht nur fettliebend, sondern mögen auch warm-feuchte Gebiete.2,3
- Trockene Regionen, wie zum Beispiel die Arme und Beine, sind am schwächsten von Mikroben besiedelt.2,9 Hier finden sich vor allem sogenannte Beta-Proteobakterien und Flavobakterien.3 Trockene und feuchte Hautbereiche haben eine diversere Zusammensetzung des Mikrobioms als talghaltige Bereiche, unabhängig von der Intensität der Besiedelung.9
Bei einem genauen Blick auf die Besiedelung der Haut mit Hefepilzen zeigen sich ebenfalls Unterschiede je nach Region: So sind Kopfhaut, Oberkörper, Arm- und Kniebeugen vorwiegend von Hefepilzen der Gattung Malassezia besiedelt. An den Füßen hingegen treten Hefepilze verschiedener Gattungen auf.3
Im Rahmen des Human Microbiome Project hat die amerikanische Gesundheitsbehörde National Institutes of Health (NIH) interessante Fakten zur Zusammensetzung des Mikrobioms herausgefunden: Die größte Vielfalt an Mikroben fand sich auf dem Unterarm, mit nämlich durchschnittlich 44 Arten. Am wenigsten verschiedene Mikroben wurden hinter dem Ohr gefunden, durchschnittlich 14 Arten.
Grundsätzlich scheinen trockene Hautareale, wie etwa die Unterarme, bessere Bedingungen für Mikroben zu bieten als feuchte Hautstellen, wie z. B. die Achselhöhlen.6
Die Zusammensetzung des Hautmikrobioms ist also nicht nur von Mensch zu Mensch, sondern auch je nach Körperregion unterschiedlich. Ein weiterer Faktor, der die Zusammensetzung beeinflusst, ist das Geschlecht. So weist Männerhaut eine größere Anzahl an Mikroorganismen auf als die von Frauen. Mögliche Gründe hierfür könnten physiologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern sein, wie etwa die Produktion von unterschiedlichen Hormonen, die Schweißproduktion und die Dicke sowie der pH-Wert der Haut.3
Auch wandelt sich das Mikrobiom mit den verschiedenen Lebensphasen eines Menschen. So wie sich die Haut direkt nach der Geburt, im Kindes- und Erwachsenenalter sowie im hohen Alter verändert, so unterschiedlich ist in diesen Phasen auch das Mikrobiom. Innerhalb einer Lebensphase allerdings bleibt es im Normalfall relativ stabil.9
Spannend: Die Art der Geburt nimmt bei Neugeborenen Einfluss auf das Hautmikrobiom. So wird die Haut des Babys nach einer natürlichen Geburt von vaginalen Mikroorganismen der Mutter besiedelt, so zum Beispiel Lactobazillus oder Prevotella. Bei einer Geburt per Kaiserschnitt kommen die Babys nicht unmittelbar mit Vaginal- oder Darmsekret der Mutter in Berührung. Doch auch auf diesem Wege wird die Haut des Neugeborenen mit wichtigen Mikroorganismen besiedelt, z. B. von Staphylokokken oder Cornyebakterien der Haut der Eltern oder aus der Umgebung an.3 In einer Studie10 konnte gezeigt werden, dass unabhängig von der Art der Geburt durchschnittlich fast 60 Prozent des gesamten Mikrobioms des Babys von der Mutter stammt. Bei einer Kaiserschnitt-Geburt kann der fehlende Vaginalkontakt durch Kontakt mit Haut und Speichel sowie Muttermilch ausgeglichen werden. Welche Rolle die genaue Zusammensetzung des Baby-Mikrobioms spielt, lässt sich allerdings bisher nicht sagen.11