Wie Narben entstehen
Narbengewebe verändert sich mit der Zeit: Anfangs vermehren sich die Kollagenfasern, die ein essenzieller Bestandteile menschlicher Haut sind, recht schnell. Kollagen ist ein Feuchtigkeitsspeicher der Haut, ist für ihre Dehnbarkeit und Elastizität verantwortlich und sorgt für die Erneuerung der Hautzellen.17 Später zieht sich das Narbengewebe dann zusammen. Dieser Vorgang wird als Narbenschrumpfung bezeichnet. Außerdem verringert sich mit der Zeit die Anzahl der Blutgefäße im Narbengewebe, sodass es blasser wird. All das ist nicht etwa ein Prozess von wenigen Tagen oder gar Wochen – die vollständige Umwandlung des Narbengewebes kann Monate oder sogar Jahre andauern.18 Dennoch: Die Festigkeit von intakter Haut wird die betroffene Stelle nicht mehr erreichen – Narbengewebe erlangt maximal 70 Prozent der mechanischen Belastbarkeit von normaler Haut.19 Wie genau sich eine Narbe bildet oder sich das Narbengewebe entwickelt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dabei spielen etwa die Art der Verletzung und auch der Hauttyp eine Rolle20, genauso wie das Alter: Die Haut von Kindern und jungen Menschen neigt dazu, mehr Bindegewebe als nötig zu produzieren. Die Folge sind dickere und größere Narben. Im Alter hingegen heilt eine Wunde deutlich langsamer, aber mit weniger Narbengewebe.21 Die Körperstelle, an der die Narbe sich bildet, entscheidet ebenfalls über ihr Aussehen: Narben, die an Stellen liegen, die häufig bewegt werden, zum Beispiel an Gelenken, sind meist sichtbarer und stärker ausgebildet.22
Grundsätzlich lässt sich zwischen drei Arten von Narben unterscheiden:
Atrophe Narben sind Narben, die je nach Art der Verletzung bzw. Wunde mehr oder weniger im Gewebe eingesunken sind. Zudem sind sie blass oder sogar weißlich. Nach kleineren, oberflächlichen Verletzungen, wie zum Bespiel Schürfwunden, sind sie nur leicht eingesunken. Nach größeren Wunden können sie auch tiefer in der umgebenden Haut versenkt sein, zum Beispiel nach einem Abszess.23 Für die Hauterkrankung Akne sind atrophe Narben typisch.24
Hyperthrophe Narben sind erhaben und rot. Während oder kurz nach der Wundheilung kommt es zu einer Überproduktion von Bindegewebsfasern. Dadurch entsteht eine Art Wulst.25 Diese Narbenform tritt zum Beispiel nach Verbrennungen oder Verätzungen auf.26 Aber auch, wenn die Wunde nicht geschont wird oder während der Wundheilung eine Infektion auftritt, kann eine hyperthrophe Narbe entstehen.27 Im Laufe der Zeit können sie sich zu athrophen Narben entwickeln.28
Ein Narbenkeloid entsteht, wenn die Narbe über die ursprüngliche verletzte Stelle hinauswächst. Diese gutartige Wucherung ist zu Beginn rötlich oder braun-rötlich und kann zu hin zu weiß-rötlich bis rosa weiterentwickeln.29